Berlin hat sich Respekt verdient!

Auch in diesem Jahr kürte der Berliner Ratschlag für Demokratie wieder das Ehrenamt

BEIM WETTBEWERB #RESPEKTGEWINNT! 2024 KONNTEN ZEHN PROJEKTE DIE JURY ÜBERZEUGEN

Ja, es gibt sie noch: Die zahlreichen Berliner und Berlinerinnen, die sich täglich für ein besseres Zusammenleben, für Unterstützung und Dialog in der Hauptstadt einsetzen. Ob in der Schule, in Pension oder in Sport – sie alle nutzen ihre freie Zeit, um sich zu engagieren, anderen zu helfen oder nachhaltig zu agieren. Der Berliner Ratschlag für Demokratie möchte diese Menschen ehren und schreibt seit seiner Gründung im Jahr 2009 den Wettbewerb #Respektgewinnt! aus, bei dem alle Ehrenamtlichen der Stadt ihre Projekte einreichen können, für mehr Anerkennung, Sichtbarkeit und Applaus. Denn den haben sie sich verdient.

Clarissa Auer und Katja Hübner | berlinerratschlagfuerdemokratie.de

SOLIDARISCHES MITEINANDER

„Solidarität“ war das Motto des diesjährigen ausgeschriebenen Wettbewerbs 2024 und dafür suchte der Berliner Ratschlag erneut Beiträge, Initiativen, Organisationen, Aktionen und Mitmachprogramme, die sich solidarisch zeigen – ob mit ukrainischen Geflüchteten, mit Schülern und Schülerinnen, mit der Nachbarschaft oder dem Kiez. Es gibt viele Möglichkeiten, sich jederzeit solidarisch zu verhalten, dazu zählt auch, Hass und Hetze im Netz nicht unkommentiert stehen zu lassen. Egal ob im Großen oder ganz Kleinen, ob analog oder digital – gesucht waren alle Projekte, die sich für ein buntes, tolerantes und weltoffenes Berlin einsetzen, oder anders ausgedrückt: Jene Vorhaben, die die Stadt ein wenig besser machen.

„Es gibt viele Möglichkeiten, sich jederzeit solidarisch zu verhalten, dazu zählt auch, Hass und Hetze im Netz nicht unkommentiert stehen zu lassen“

Auf einer Gremiumssitzung des Berliner Ratschlags für Demokratie im Oktober 2023 wurde die neue Ausgabe des Wettbewerbs von den Mitgliedern gestartet: Mit einem Trailer, mit Plakaten, Flyern und Postkarten ging #Respektgewinnt nun an die große Berliner Öffentlichkeit. Mehr als 50 Einsendungen erreichten den Berliner Ratschlag in den folgenden fünf Monaten, und so zahlreich wie die Bewerbungen, so vielfältig waren auch deren Inhalte: Von Begegnungsprojekten zwischen jüdischen und muslimischen Personen über interreligiöse Schulinitiativen, Sport- und Handwerksgruppen bis hin zu Projekten für den öffentlichen Raum bewies ein großes Potpourri an gemeinschaftlicher Arbeit, wie groß und breit die Bedarfe in dieser Stadt sind. Eine Jury, bestehend aus sieben Mitgliedern des Berliner Ratschlags für Demokratie, hatte im Anschluss die Qual der Wahl und entschied sich im März auf einer großen Jurysitzung für insgesamt zehn Projekte, die in diesem Jahr zu den Preisträgern gehören sollten. Neben sieben Auszeichnungen

von 500 bis 1500 Euro, gestiftet vom Berliner Ratschlag, vergaben zusätzlich die Berliner Stadtreinigung (BSR), die Handwerkskammer Berlin und der Handelsverband Berlin-Brandenburg jeweils drei Sonderpreise im Wert von 500 Euro.

FEIERLICHE PREISVERLEIHUNG

Und Ende Mai war es endlich soweit: Hoch über den Dächern von Berlin fand im 14. Stock des rbb-Sendesaals im Studio 14 der rbb-Dachlounge die feierliche Preisverleihung des Wettbewerbs statt. Normalerweise lädt der Ort, der eine fantastische Aussicht auf die Stadt bietet, zu interessanten Live-Sendungen, exklusiven Lounge- Konzerten, Public Viewings oder spannenden Polit-Talks ein. Diesmal konnten die Preisträger mit dem Fahrstuhl in den 14. Stock fahren und für drei Stunden dort sein, wo sie eigentlich hingehören: ganz nach oben. Denn viel zu selten erfahren die kleinen Projekte die nötige Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Umso feierlicher war jetzt die Ehrung für sie: Herzlich begrüßt wurden sie an diesem Tag von Max Landero, dem Staatssekretär für Integration, Antidiskriminierung und Vielfalt der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (SenASGIVA), der in seiner Eröffnungsrede gleich die Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft betonte und das Engagement der Preisträger lobte. Er sprach sich dafür aus, dass gerade in aktuellen Zeiten es wichtiger denn je sei, dass Politik und Zivilgesellschaft enger zusammenarbeiten.

„Demokratie, Verantwortung, Ehrenamt – die drei Schlagworte sind sinnbildgebend für den Wettbewerb #Respektgewinnt!“

Die Preisträger saßen für ein freudiges Kennenlernen und herzliche Gespräche Seite an Seite mit ihren Laudatoren und Laudatorinnen, dazu gehörten unter anderem die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau, die Leiterin der rbb-Abendschau Gabriele von Moltke oder Sabine Werth, die Vorsitzende der Berliner Tafel. Moderiert wurde die Veranstaltung von Magdalena Bienert, die selbst Ratschlagsmitglied und rbb-Mitarbeiterin ist und gekonnt und charmant durch den Nachmittag führte. Und so setzt sich der Berliner Ratschlag für Demokratie zusammen: Als ein Gremium besteht er aus etwa 40 Mitgliedern, bekannte Gesichter der Berliner Stadtgesellschaft aus Politik, Kultur und Wirtschaft, aus Organisationen und Vereinen. Sie alle engagieren sich für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Berlin, stärken und fördern ihn. Demokratie, Verantwortung, Ehrenamt – diese drei Schlagworte sind also auch sinnbildgebend für den Wettbewerb #Respektgewinnt! Und gerade im Jahr 2024, nach weltweit gesellschaftlichen Unruhen, Terrorangriffen und Kriegen, mit Auseinandersetzungen und Diskriminierungen auch in Deutschland, scheint dieser Wettbewerb, dieser Preis, wie ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Hauptstadt zu leuchten.

UNTER DEN ERSTEN ZEHN – DIE PREISTRÄGER

Zum Gewinner wurde in diesem Jahr von allen Jurymitgliedern einstimmig der Verein Amsoc e.V. gewählt. Dieser vermittelt seit 2005 Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern, dabei übernehmen die ehrenamtlichen Paten und Patinnen Verantwortung für ein Kind, um dessen Entwicklungschancen zu verbessern und ihm in einem immer wieder von Ent-Normalisierung bedrohten (Familien-)Alltag zur Seite zu stehen. „Die Auszeichnung würdigt die bemerkenswerte Arbeit von Amsoc e.V. und betont die Notwendigkeit, Kinder in die Diskussion und Behandlung psychischer Erkrankungen innerhalb der Familie einzubeziehen“, sagte die Abteilungsleiterin Antidiskriminierung und Vielfalt von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung Eren Ünsal in ihrer Laudatio. Sichtlich gerührt nahmen die Vertreterinnen von Amsoc e.V. die Trophäe des Berliner Ratschlags, einen Berliner Bären, und eine Urkunde in Empfang, das Preisgeld von 1500 Euro möchte der Verein dafür nutzen, um mehr Ehrenamtliche zu gewinnen. Der zweite Preis und damit 750 Euro ging in diesem Jahr an Religion4you, einem interreligiösen Toleranzprojekt von Berliner Schülern und Schülerinnen, die an ihrem Gymnasium für Toleranz und Verständigung eintreten und auf ihrem Instagramkanal wichtige Bildungsinhalte zu Religion im Allgemeinen und im Besonderen vermitteln. Auch das Projekt Blind in Steglitz – Lärm als Barriere – Klang als Intervention wurde für seine innovative Performance, die auf die Herausforderungen von Menschen mit Sehbehinderung aufmerksam macht, mit 750 Euro ausgezeichnet. In Berlin leben 6000 blinde und 20.000 sehbehinderte Menschen. Die Initiative kritisiert in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion den unsäglichen Lärm an Kreuzungen, der es diesen Menschen fast unmöglich macht, die Straße zu überqueren. Jeweils mit 500 Euro prämiert wurden vier ganz unterschiedliche Projekte. Die Bürgerinitiative „Mahnwachen gegen Antisemitismus“ setzt sich für die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin ein und erinnert an die Opfer antisemitischer Gewalt, die Juniorwasserrettergruppe vom DRK Kreisverband Wedding/Prenzlauer Berg e.V. bietet für Kinder und Jugendliche eine umfassende umfassende Ausbildung zum Juniorwasserretter, das Projekt Sonay soziales Leben e.V. bringt Rentner und Rentnerinnen und Jugendliche zusammen, um voneinander zu lernen und das „Demoscape“ vom Verein Spielehrei e.V. fördert durch spielerische Vermittlung demokratische Prozesse für Kinder. Auch die Sonderpreisstifter BSR Handwerkskammer Berlin und Handelsverband Berlin- Brandenburg übergaben jeweils 500 Euro an drei Projekte – an Schülerpaten Berlin e.V., Vincentino e.V. und die Helle Bürgerwerkstatt.

DEMOKRATIE IST LEBENDIGE REALITÄT

Insgesamt bildete die Auswahl der Preisträger einen guten Einblick in die Vielseitigkeit des Ehrenamts. Es ist immer wieder spannend zu erfahren, in welchen gesellschaftlichen Bereichen es noch Lücken gibt, die von Engagierten geschlossen werden müssen. Dass sich so viele Menschen zusammentun, um Gutes zu tun und zu unterstützen, ist für die Hauptstadt Berlin ein großes Los.

Zugleich gebührt jenen Menschen unser aller Dank und unsere Anerkennung. So bot der Wettbewerb #Respektgewinnt! 2024 ein inspirierendes Beispiel für die Kraft des sozialen Engagements und zeigte deutlich, dass Veränderungen möglich sind, wenn man sich für eine gerechte Gesellschaft einsetzt. Denn: Demokratie ist nicht nur eine Idee, sondern lebendige Realität.

Die neue Ausschreibung des Wettbewerbs #Respektgewinnt! startet im Oktober 2025.

Heft 09 | 2024 | 73. Jahrgang