Berufsrecht des Syndikusrechtsanwalts

Dr. Lena Özman: Berufsrecht des Syndikusrechtsanwalts, Nomos 2023, 358 Seiten, broschiert, 109,00 Euro, ISBN 978-3-7560-0571-0

Unternehmensjuristen hatten es immer schwer, als Anwälte anerkannt (und respektiert) zu werden. Obwohl es Unternehmensanwälte schon seit über 140 Jahren gibt (vermutlich sogar länger), dauerte es bis 2016, bis ihr berufsrechtlicher Status einigermaßen befriedigend geregelt wurde. Alle Themen der Zulassung als Syndikusrechtsanwält:in sind noch nicht geklärt, aber die Zweifelsfragen konzentrieren sich auf bestimmte wenige Felder.

Markus Hartung | Rechtsanwalt und Mediator in Berlin | www.markushartung.com

Die meisten Fragen gehen darum, was denn eigentlich anwaltliche Arbeit ist – denn nur dann, wenn ein Unternehmensjurist das nachweisen kann, bekommt er eine Zulassung. Bei niedergelassenen Anwälten ist das nach wie vor anders: Die Zulassung bekommt man nach zwei Staatsexamen, und niemand fragt danach, was man denn eigentlich als Anwalt tun will. Das ist der Grundsatz der freien Advokatur, der bei niedergelassenen Anwälten weitreichender als bei Unternehmensanwälten gilt.

Die Arbeit von Özman, eine bei Martin Henssler in Köln entstandene Dissertation, ist, soweit ersichtlich, das bislang einzige Buch, in dem das Syndikusanwaltsrecht komplett und umfassend aufgearbeitet ist. Sie führt uns zurück in die (Anwalts-)Geschichte, um darzulegen, warum es Unternehmensanwälte schon immer schwer hatten – aus Sicht der niedergelassenen Anwälte handelte es sich um unbotmäßige Konkurrenten, die möglichst aus dem Beruf gedrängt werden sollten, und da, wo das nicht klappte, in ihren Rechten beschnitten wurden. Dass die Anwaltschaft sich in den 30er-Jahren bei diesen Bestrebungen auch von den Nationalsozialisten unterstützen ließ und die Folgen dieser Behandlung es unbeschadet in die Bundesrepublik geschafft haben, hat Hellwig aufgearbeitet, nach wie vor ein lesenswerter Beitrag über die dunklen Kapitel der deutschen Anwaltschaft.

Die Arbeit von Özman hat das Zeug zum Standardwerk und wird vermutlich mehrere Auflagen erleben, manchmal gibt es das bei Dissertationen. Die Arbeit besticht neben ihrer Gründlichkeit durch ihre vorzügliche Lesbarkeit – bei aller Dogmatik ist es eine sehr interessant geschriebene Arbeit.

Exklusiv für Mitglieder | Heft 10 | 2023 | 72. Jahrgang