Der Anwalt mit der spitzen Feder

Philipp Heinisch zum 75. Geburtstag.

I. EINLEITUNG

Unser Zeichner wird am 28. März 2020 75 Jahre alt. Seit 1997 begleitet Philipp Heinisch unser Berliner Anwaltsblatt und gestaltet mit seinen Karikaturen das Titelblatt. Damit prägt er den Charakter unseres Blattes mit. Das wird von den Lesern sehr geschätzt und kommt so gut an, dass andere Blätter die Gestaltung nachmachen (aber natürlich nicht so gut). Themen gab und gibt es immer und Philipp Heinisch kommentiert sie mit spitzer Feder und Humor. Damit zeigt er, dass wir nicht nur ernsthafte Fachbeiträge bringen, sondern auch ein Spiegel der Berliner Anwaltschaft sind, die durchaus auch über sich selbst schmunzeln kann. Der Berliner Anwaltsverein sagt Danke. Möge Philipp Heinisch uns noch lange mit seinem Humor und seiner spitzen Feder begleiten. Hier nun die biografischen Daten über sein bisheriges bewegtes, juristisches und künstlerisches Leben als Aufforderung zum Weitermachen.

Einleitung: Dr. Eckhard Yersin | Rechtsanwalt und Notar a. D. | Vita: BAB-Redaktion | Philipp Heinisch
Guten Morgen Justitia, 180X120 (Acryl auf Leinwand)
Teufel im Detail, 30X40 (Federzeichnung
Steuereinnahmeanlage, 30X40 (Aquarellzeichnung)

II. VITA

Angesichts der Unsicherheit des Künstlerberufs im Elternhaus (Vater Rudolf Heinisch, sog. „entarteter Künstler“) studierte Philipp Heinisch Jura und gründete 1972 mit Freunden die Kanzlei am Magdeburger Platz 2. Im politischen Klima der 70er Jahre übernahm er die Strafverteidigung auch im sog. Schmücker-Prozess, dem mit fast 600 Verhandlungstagen längsten deutschen Strafprozess (1976–1991). Dieses sehr besondere Mandat führte zur Aufdeckung vieler Skandale. So platzierte z. B. der Verfassungsschutz einen V-Mann in seine Kanzlei. In einem Aufsehen erregenden Urteil entschied die Strafkammer im 4. Prozessdurchgang (!), dass in der Mordsache kein Urteil gefällt werden konnte, und stellte das Verfahren ein. 1991 wurden Heinisch und weitere neun Verteidiger von Justizsenatorin Jutta Limbach mit dem Adolf-Arndt-Preis ausgezeichnet. Die intensive Verteidigertätigkeit (auch in Stuttgart-Stammheim) beeinflusste Heinischs Privatleben massiv. Die Spannungen zwischen Beruf und Privatleben führten 1981 zu der Einsicht, dass seine wirkliche Berufung die des Künstlers ist.

1. Künstlerische Laufbahn

1992 gab er seine Anwaltszulassung zurück und arbeitet seither als Zeichner, Karikaturist und Maler. Er reflektiert das Juristenleben im Bilde in Form von Kohle-Federzeichnungen, Acrylmalerei oder Druckgrafik und arbeitete auch in der freien Wirtschaft.
Seit 1997 gibt er auf den Titelblättern des Berliner Anwaltsblatts der Anwaltschaft ein Gesicht. Unter seinen mehr als 100 Ausstellungen seit 1985 waren die beim EuGH in Luxemburg, beim BVerfG, beim Bundesministerium für Justiz in Berlin und der Bundesanwaltschaft die wichtigsten. Gerichte, Behörden, Institutionen und Kanzleien sind mit seinen Bildern ausgestattet, auch das Europa-Rechtsinstitut der Universität Saarbrücken. Im Jahr 2003 stattete er das „Europäische Jahr des behinderten Menschen“ aus. Seit 1988 produziert er seinen Juristenkalender und stellt dessen Erscheinen nach über 30 Jahren mit dem Kalender 2020 „UNGESCHRIEBENE GESETZE“ ein: „Karikaturistisch ist jetzt das Wesentliche gesagt.“ Aber in Form von Portraits, Büchern und Postern bleibt Heinisch grafisch weiterhin aktiv.
1997 fand Heinisch in zweiter Ehe mit Isolde Lenniger eine neue unterstützende Partnerin. Es entstanden Frauen- und Landschaftsbilder – Sujets außerhalb der Juristerei.

2. Aktivitäten

Die Verbindung von Kunst und Justiz sieht Heinisch als Beitrag zu einer humanen Streitkultur an. Dazu entwickelt er Aktivitäten wie

  • Vorlesungen (Uni Potsdam) und Vorträge zu „Justiz und Humor“ und verwandten Themen
  • Initiative zur Gründung eines „Museum für Recht und Streitkultur“ 2012
  • Der seit 2002 in loser Folge realisierte „Gesprächskreis Kunst und Justiz“ mit illustren Gästen
  • Das Symposion 2008 „Daumier 200“ im Bundesministerium für Justiz, dazu eine Ausstellung mit 16 Zeichnerkollegen („Wie aktuell ist Honoré Daumier heute?“)
  • Die grafische Begleitung von Fachkongressen, u. a. seit 2005 die Begleitung des Kongresses „Konfliktmanagement“ des Justizministeriums Niedersachsen

Mit ca. 2000 Arbeiten bildet Heinisch den juristischen Alltag eines halben Jahrhunderts ab. Sein Gesamtwerk möchte Heinisch in den „richtigen Händen“ wissen, um es so für Menschen nutzbar zu machen, denen rechtsstaatliche Verhältnisse am Herzen liegen.

Unbefangen, 30X40 (Federzeichnung)
Exklusiv für Mitglieder | Heft 03/2020 | 69. Jahrgang