„Die Träume einzig blieben mir in meiner kahlen Zelle“

Frauen des Widerstands im Gerichtsgefängnis Kantstr. 79

Die 2012 erstmals im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf (Villa Oppenheim) präsentierte Ausstellung stellt über 30 Frauen in Kurzporträts vor, die zur Zeit des Nationalsozialismus im ehemaligen Gerichtsgefängnis des Amtsgerichts Charlottenburg in der Kantstraße 79 inhaftiert waren. Die Frauen hatten sich hauptsächlich im Widerstandskreis der „Roten Kapelle“ engagiert. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 waren auch weibliche Angehörige der daran beteiligten Widerständler inhaftiert.

Oberverwaltungsgericht Berlin- Brandenburg | Hardenbergstr. 31 – 10623 Berlin

In ihren Erinnerungen schrieb Reinhild von Hardenberg (1923 – 2016): „Die Freundschaft unter uns Frauen des 20. Juli war eine Quelle der Kraft. […] Die Gestapo merkte wohl, dass aus mir nicht mehr herauszuholen war.“ Erika von Brockdorff (1911 – 1943) schrieb in ihrem Abschiedsbrief am Tag ihrer Hinrichtung: „Niemand soll sagen können von mir, ohne zu lügen, ich hätte geweint und am Leben gehangen und darum gezittert. Lachend will ich mein Leben beschließen, so wie ich das Leben lachend am meisten liebte und noch liebe. […] Ich bin gefasst und sehr ruhig.“

Ursula Goetze (1916 – 1943) schrieb am Tag ihrer Exekution an ihre Eltern: „Ich stehe heute vor meiner letzten Reise, die wir alle einmal antreten müssen. Ich könnte mir denken, der Gedanke an die lange Zeit der Haft nach dem über mich verhängten Urteil schmerzt Euch besonders, und deswegen will ich Euch darüber noch berichten. […] Es war eigenartig, wie gerade erst nach dem Urteil alle Vitalität bei mir durchgebrochen war und ich auch das mir verbleibende Leben bewusst lebte, wirklich als strebender Mensch.“

Eva-Maria Buch (1921– 1943) schrieb in einem Brief: „Das Leben im Gefängnis kann sich wohl keiner so recht vorstellen, der es nicht selbst erlebt hat. […] Der Zusammenhalt der Politischen untereinander ist wunderbar, und auch zu den anderen schlägt die Kameradschaft schnell eine Brücke über alles Trennende. […] Das Gefängnis ist auch ein gutes Mittel der Völkerverständigung. Ich bin hier mit vielen Ausländern zusammengetroffen, wir haben interessante Unterhaltungen gehabt, und es ist mir vieles klar geworden.“

Dank der Unterstützung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf und der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH ist die Ausstellung dauerhaft im Gebäude des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zu sehen.

Heft 06 | 2025 | 74. Jahrgang