G7-Anwaltschaften fordern Schutz des Berufsgeheimnisses sowie Strafverfolgung im Ukraine-Krieg

Berlin/Brüssel (DAV). Die Anwaltsorganisationen der G7-Staaten, darunter der Deutsche Anwaltverein (DAV) haben sich bei ihrem Treffen in Tokio auf zwei Forderungspapiere verständigt. So sprechen sie sich wie schon im Vorjahr für einen stärkeren Schutz des Berufsgeheimnisses aus. Die Vertreter:innen der Anwaltsorganisationen fordern überdies die effiziente Strafverfolgung für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Ukraine-Krieg.

Im Nachgang zu ihrem diesjährigen Treffen am 29. April in Tokio fordern die Anwaltsorganisationen der G7- Staaten sowie der Rat der Europäischen Anwaltschaften (CCBE) erneut in einer Resolution einen stärkeren Schutz des anwaltlichen Berufsgeheimnisses. Eine zunehmende Erosion des Berufsgeheimnisses könne in allen Rechtsordnungen weiterhin festgestellt werden, so das einhellige Fazit der Teilnehmenden. Dies gilt aus Sicht der europäischen Vertreterinnen und Vertreter insbesondere für regulatorische Vorhaben seitens der EU-Kommission, etwa beim Thema Geldwäsche. „Der Zugang zum Recht ist essenzieller Bestandteil unserer demokratischen Grundordnung. Zum Schutz der Rechtsuchenden gehört auch das anwaltliche Berufsgeheimnis. Ohne dieses ist ein effizienter Rechtsschutz nicht gewährleistet“, mahnt Rechtsanwalt Stefan von Raumer, Vizepräsident des DAV.

Die G7-Anwaltschaften verständigten sich ebenfalls auf eine weitere Resolution zum Ukraine-Krieg. Zwingend erforderlich sei etwa eine effiziente Strafverfolgung für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in der Ukraine begangen werden. „Und auch während eines bewaffneten Konfliktes müssen der Zugang zum Recht und die Unabhängigkeit von Anwaltschaft und Justiz gewährleistet sein“, betont von Raumer.

Im Jahr 2022 fand erstmalig ein Treffen der G7-Justizministerinnen und Justizminister statt – dies hatten die G7-Anwaltschaftsorganisationen zuvor gefordert. Das diesjährige G7-Treffen der Justizminister:innen ist für den 7. Juli 2023 angesetzt.

G7 BARS MEETING SECOND STATEMENT ON THE WAR IN UKRAINE

We, the representatives of the Bar Associations and Law Societies in the G7 countries (the „G7 Bars“), meeting on 29 April 2023 for the G7 Bars Meeting in Tokyo, recalling and reaffirming the statement on the war in Ukraine we adopted following the G7 Bars Meeting in May 2022 in Berlin,

  1. Unequivocally condemn the war against Ukraine as perpetrated by the Russian Federation which represents an egregious unlawful attack undermining the rule of law in the region and internationally. All countries must respect the fundamental obligations, values, principles and freedoms set out in the Charter of the United Nations, the Universal Declaration of Human Rights, the International Covenant on Civil and Political Rights, the Geneva Conventions as well as general principles of public international law and international humanitarian law. The war against Ukraine by military forces of the Russian Federation infringes the sovereignty and territorial integrity of Ukraine, violates the fundamental and generally accepted principles of international law and represents an egregious attack on the rule of law.
  2. Express our support and solidarity for the members of the Ukrainian legal profession in seeking to uphold the rule of law, defend fundamental human rights, and secure the continued operation of the criminal and civil justice systems in Ukraine under the present circumstances.
  3. Unequivocally also condemn the threats by the Russian government to use nuclear weapons in the armed conflict against Ukraine.
  4. Reiterate, that it is essential even during an armed conflict, to preserve the independence of lawyers, the judiciary, and bar associations and to oppose any efforts to interfere with lawyers’ ethical provision of legal advice, legal representation, and other legal services.
  5. Recall that all acts constituting war crimes and crimes against humanity under international law should be prosecuted and judged in an appropriate manner and in accordance with criminal international law.

Signed in Tokyo, 29 April 2023

Pressemitteilung Nr. 20/23 vom 19.05.2023 | Deutscher Anwaltverein
Exklusiv für Mitglieder | Heft 07/08 2023 | 72. Jahrgang