Gekommen, um zu bleiben
Der Erich Schmidt Verlag wurde 100 Jahre alt
Als Familienunternehmen feierte der Erich Schmidt Verlag (ESV) mit dem Erfahrungsschatz von über drei Generationen im Oktober 2024 sein 100-jähriges Jubiläum. Ein Anlass für den Berliner Anwaltsverein, einen kurzen Überblick über die Historie des Verlagshauses zu geben.

Bernd Preiß | Erich Schmidt Verlag

Der Gründer des Verlags: Dr. Erich Schmidt sen.

Das „Soziale Archiv“ war eine der ersten Loseblattwerke des ESV

Die Lizenz für Verlagstätigkeiten im Jahr 1945 war ein Meilenstein für die Entwicklung des ESV
Im Oktober 1924 gründet Dr. Erich Schmidt sen. in Berlin den Verlag „Der Wirtschaftsfrieden“. Zur besseren Kennzeichnung wird dieser bald in den „Sozialpolitischen Nachrichtendienst“ umbenannt. Mit den „Berliner Briefen“ folgt im November 1933 eine erste Programmerweiterung in den Bereichen Sozial- und Wirtschaftsrecht. Die Publikationsform des Loseblattwerkes entwickelt der Verlag erstmals Ende 1936 durch die Eröffnung des „Sozialen Archivs“.
Ende 1939 firmiert der Verlag unter dem Namen „Erich Schmidt Verlag, Berlin und Leipzig“. 1940 zieht er in das Verlagshaus in der Genthiner Str. 30G in Berlin ein.
DIE NACHKRIEGSZEIT UND DIE 60ER-JAHRE
Als einer der ersten Berliner Verlage erhält er von der Militärregierung am 5. Februar 1945 die „Lizenz“ für Verlagstätigkeiten – unter der Zulassungsnummer C.B.37.B.
Mitten im Aufbau der Nachkriegszeit stirbt am 22. Mai 1952 der Gründer des Verlages, Dr. Erich Schmidt sen. Die Geschäftsführung übernimmt sein Sohn Dr. Erich Schmidt jun.
Grundlegende Reformen, wie etwa das Bundessozialhilfegesetz, haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Im Mittelpunkt des Programmausbaus stehen nun Loseblattwerke und Zeitschriften.
Im Wirtschaftsrecht erscheint der „Reischauer/Kleinhans, Kreditwesengesetz “. Das Werk soll sich im Laufe der weiteren Jahrzehnte bis heute zu einem der Standardkommentare im Bereich Bankaufsicht entwickeln.
DIE 70ER- UND 80ER-JAHRE
Weitere Reformen führen in den 70ern zur Veröffentlichung des „Gesamtkommentars Öffentliches Dienstrecht“, herausgegeben vom Präsidenten des Bundesverwaltungsgerichts a. d. Dr. Walter Fürst.
Die 80er-Jahre gelten als das „Jahrzehnt Europas“, auch weil die Zollgrenzen fallen. Der Verlag publiziert hierzu schon die ergänzbare Ausgabe von Koch/Lefèvre zum „Zollrecht“.
Als Dr. Erich Schmidt jun. am 8. November 1985 im Alter von 62 Jahren stirbt, hinterlässt er dem Verlag ein bestens ausgebautes Buch- und Zeitschriftenprogramm. Die Geschäftsführung übernimmt Claus-Michael Rast.
DIE 90ER-JAHRE
Die Zeit steht im Zeichen der Wiedervereinigung. Mit seinen ergänzbaren Kommentaren zum Landespersonalvertretungsrecht, zur Gemeindeordnung oder zum Baurecht publiziert der ESV hierfür wichtige Arbeitsgrundlagen. Aufgrund der hohen Nachfrage kommt es teilweise zu Lieferfristen. Die ersten Werke erscheinen auf CD-ROM. 1999 entwickelt der ESV seine erste elektronische Datenbank „Umwelt Online“. Mit Dr. Joachim Schmidt tritt 1998 die dritte Generation der Gründerfamilie in die Geschäftsführung des ESV ein.
„Positive innere Unruhe und schöpferische Neugier sollen die Grundfeste für unsere gemeinsame Arbeit sein.“ Dr. Joachim Schmidt, 2024

Dr. Joachim Schmidt
DIE 2000ER-JAHRE BIS HEUTE
Aufgrund der Digitalisierung wandeln sich der Aufbau und die Produkte des Hauses. Der Verlag erweitert seine technologische Kompetenz mit dem Aufbau von ESVdigital. Darüber hinaus baut er die redaktionelle Kompetenz aus. Immer mehr wichtige Werke erscheinen digital – wie die Datenbank UMWELTdigital.de.
Ende 2009 geht der langjährige Geschäftsführer des Verlages, Claus- Michael Rast, in den Ruhestand. Die Geschäftsführung nimmt Dr. Joachim Schmidt ab jetzt allein wahr.
Eine Allianz von namhaften Fachverlagen und der juris GmbH eröffnet dem ESV am Anfang des Milleniums neue Perspektiven. Die Allianz schafft ein komplettes Onlineangebot für den juristischen Kernmarkt. Der Schwerpunkt des ESV liegt im Sozial- und Umweltrecht.
Weiterhin treibt der ESV die Übernahmen von eingeführten Titeln voran, vor allem das „Berliner Anwaltsblatt“.
Die digitale Transformation schreitet weiter fort. Ab 2017 erscheint der digitale Geschäftsbereich des Verlages unter der Marke ESVdigital.
DIE ESV-AKADEMIE
Auch der Neubau im Jahr 2018 schafft zusätzliche Perspektiven: Auf ca. 1.300 qm beherbergt dieser einen hochmodernen Veranstaltungsbereich mit exzellenter Veranstaltungstechnik, einer eigenen Lounge sowie einer großen Dachterrasse.
WOHIN DIE WEITERE REISE GEHT
„Digital first“ lautet die Devise: weg vom klassischen Buch hin zur smarten digitalen Lösung. Neue Standards verlangen maßgeschneiderte Lösungen, die auch „künstliche Intelligenz“ nutzen. Der User soll integrierte Lösungen erhalten, die er mit seinem Fall verbinden kann.