Jurist:innen als Unternehmer:innen

Ein ungenutztes Potenzial

WARUM WIR MEHR GRÜNDERGEIST UNTER JURIST:INNEN BRAUCHEN UND WIE FOUNDERS IN LAW DABEI UNTERSTÜTZT

Wenn man sich die Internetseiten von Rechtsfakultäten anschaut, werden dem juristischen Nachwuchs vor allem klassische Karrierewege aufgezeigt: Großkanzlei, Staatsdienst, Rechtsabteilung. Dabei kann eine juristische Karriere so viel vielfältiger und innovativer sein. Der Female Founders Monitor 2020 zeigte allerdings: Derzeit haben nur 2 % aller Gründer:innen in Deutschland einen juristischen Hintergrund. Diese Zahl macht deutlich, dass das Potenzial von Jurist:innen im Bereich des Unternehmertums bei Weitem nicht ausgeschöpft wird.

Lina Keßler (geb. Krawietz) | Mit-Gründerin und Geschäftsführerin von „This is Legal Design“ | www.thisislegaldesign.com
Dr. Benedikt M. Quarch | Mit-Gründer und Geschäftsführer der RightNow Group | www.rightnow.de

WARUM GRÜNDEN SO WENIGE JURIST:INNEN?

Die geringe Anzahl an Jurist:innen, die den Schritt ins Unternehmertum wagen, hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Faktor ist die seit Bismarck im Wesentlichen unveränderte juristische Ausbildung. Diese schult vor allem darin, Probleme und Risiken zu identifizieren und gegebene Sachverhalte zu begutachten, anstatt neue Realitäten zu formen. Viele Jurist:innen konzentrieren sich daher verstärkt auf das, was nicht geht – und eben nicht auf das, was möglich ist. Jura und Innovation erscheinen darum oft wie ein Gegensatz. Doch wir glauben, dass beides möglich ist.

„Ohne Vorbilder bleibt der Gedanke an Unternehmertum für viele Jurist:innen abstrakt und unerreichbar“

Ein weiteres Hindernis ist der Mangel an Vorbildern. Für viele Absolvent:innen steht fest: Mit einem Jurastudium kann ich Anwält:in, Staatsanwält:in, Richter:in oder Unternehmensjurist:in werden. Dass man auch erfolgreich gründen kann, wird kaum vermittelt.

WIE FOUNDERS IN LAW HILFT

Genau hier setzt unsere Initiative „Founders in Law“ an, die wir im September 2020 ins Leben gerufen haben. Auf unserer Plattform zeigen wir Jurist:innen, die abseits der klassischen juristischen Karrierewege Unternehmen, Initiativen und Organisationen gegründet haben. So werden alternative Wege sichtbar, beispielsweise mit Fokus auf der Digitalisierung von Rechtsdienstleistungen, Fragen des Marketings und der Kommunikation oder dem Einsatz von Technologien, um die juristische Ausbildung zu revolutionieren. Wir sind überzeugt, dass interdisziplinäre Gründerteams erfolgreicher sind, und dass Jurist:innen darin eine Schlüsselrolle zukommt.

VORBILDER SCHAFFEN – UND DEN GRÜNDUNGSGEIST FÖRDERN

Mit Founders in Law möchten wir nicht nur Vorbilder sichtbar machen, sondern auch den Austausch unter Gründer:innen fördern. Unsere Community trifft sich regelmäßig, um Erfahrungen zu teilen und voneinander zu lernen. Bei unseren Meet-ups stellen Founder ihre Unternehmung vor, wie sie ihre Ideen verwirklicht und welche Hindernisse sie dabei überwunden haben.

„Wir brauchen mehr Gründer:innen mit juristischem Hintergrund, die die Welt mit neuen Ideen verändern“

Zudem wollen wir juristische Gründer:innen auf ihrem Weg unterstützen. Dafür bieten wir Ratschläge rund um den Einstieg ins Unternehmertum, teilen Wissen über betriebswirtschaftliche und rechtliche Aspekte und unterstützen bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen.

DER WEG IN DIE ZUKUNFT

Die Resonanz zeigt uns, dass wir einen Nerv getroffen haben. Wir haben bereits von einigen Jurist:innen gehört, dass sie durch Founders in Law inspiriert wurden, den Schritt ins Unternehmertum zu wagen. Das motiviert uns, weiterzumachen. In diesem Sinne wollen wir Founders in Law in Zukunft auch weiter ausbauen und freuen uns über Feedback und Diskussion. Damit wir gemeinsam noch mehr Jurist:innen inspirieren können, den Geist des Unternehmertums zu spüren, Mut zu finden und ihre Ideen in die Tat umzusetzen.

Heft 10 | 2024 | 73. Jahrgang