Klassentreffen

Das Young Lawyers Camp 2025 in Düsseldorf

Vom 4. bis zum 6. September 2025 kamen erneut junge Juristinnen und Juristen1Die hier gewählten Mehrfachnennungen beziehen sich immer zugleich auf weibliche, männliche und diverse Personen. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen. zum Young Lawyers Camp in Düsseldorf zusammen. Es handelte sich um die vierte Ausgabe des mittlerweile fest etablierten Treffens – und war dieses Jahr zugleich Anlass, einen runden Geburtstag des FORUMs Junge Anwaltschaft zu feiern.

Allan Böhner | Rechtsanwalt in Berlin-Wilmersdorf | stellvertretender Regionalbeauftragter des FORUMs Junge Anwaltschaft Berlin

I. 30 JAHRE FORUM JUNGE ANWALTSCHAFT

Am Abend des 4. Septembers 2025 beging das FORUM Junge Anwaltschaft seinen dreißigsten Geburtstag. Bei Drinks und bestem Essen fanden aktuelle und ehemalige Mitglieder des FORUMs nebst Gästen zusammen. Natürlich wurde, wie es sich für einen runden Geburtstag gehört, ordentlich in Erinnerungen geschwelgt. Gleichzeitig zeigte sich, wie wichtig das FORUM auch nach drei Jahrzehnten bleibt: Es ist der einzige Ort in der deutschen Anwaltschaft, an dem ausschließlich die Themen der jungen Generationen Gehör finden. Dass es sich überhaupt zu einer etablierten Einrichtung entwickeln konnte, ist dem tatkräftigen Mitwirken aller Ehrenamtlichen zu verdanken, die sich seit mittlerweile dreißig Jahren für Belange der jungen Kolleginnen und Kollegen einsetzen.

Das FORUM muss sich immer wieder neu erfinden und mit der Zeit gehen. Das zeigt sich auch an den Themen, die für die junge Anwaltschaft wichtig sind: Vor zehn Jahren spielte künstliche Intelligenz kaum eine Rolle, vor zwanzig Jahren war der demografische Wandel noch kein so drängendes Thema und vor dreißig Jahren begegneten viele einem Zusammenschluss junger Kolleginnen und Kollegen mit Skepsis. Zeiten und Herausforderungen verändern sich – und mit ihnen das FORUM Junge Anwaltschaft.

„Zeiten und Herausforderungen verändern sich“

Dass es überhaupt nach wie vor bestehen kann, beruht im Wesentlichen auf zwei Punkten: Erstens werden die Interessen der jungen Anwaltschaft nirgendwo sonst in dieser Form vertreten. Das FORUM ist der einzige Ort, wo ausschließlich die Themen der jungen Anwaltschaft im Vordergrund stehen. Dabei muss es sich selbst aber immer fragen, ob es noch gebraucht wird, ob es wirklich die Belange der jungen Generationen abbildet und ob es über bloße Feststellungen hinaus eigene Impulse setzt. Diese ständige Selbstkritik ist Teil des Erfolgsrezepts. Das FORUM ist immer dringend auf Input und damit auf seine Mitglieder angewiesen.

Denn, zweitens, verdankt es seinen Bestand dem Engagement eben seiner Mitglieder, welche die Themen bestimmen: Sie organisieren Veranstaltungen, schaffen Gelegenheiten zum Austausch und haben stets ein offenes Ohr. Viele bleiben dem FORUM auch nach ihrem Ausscheiden eng verbunden. Zahlreiche Ehemalige prägen heute den Anwaltverein, die Rechtsanwaltskammern und die örtlichen Anwaltsvereine. In Gesprächen fällt nicht selten der Satz „Ich war auch mal im FORUM“, meist verbunden mit einem Lächeln. Wer schon früh die Erfahrung von guter Vernetzung macht, profitiert davon ein Leben lang – so war es immer wieder bei der Dreißigjahrfeier zu hören.

Die gesamte Anwaltschaft darf sich daher sehr glücklich schätzen, dass es das FORUM Junge Anwaltschaft gibt. Es ist der einzige Raum, in dem junge Kolleginnen und Kollegen unter sich frei diskutieren, Rat einholen und sich gegenseitig ermutigen können – und das ganz bewusst ohne das Zutun der älteren Generationen. Was hier entsteht, wirkt in die gesamte Berufsgruppe hinein. Wir sind die Gegenwart und die Zukunft der Anwaltschaft: Ohne uns geht es nicht und ohne uns darf es nicht gehen.

II. KI, AUTHENTIZITÄT, WEITERBILDUNG

Das vom FORUM veranstaltete Young Lawyers Camp rückt jedes Jahr genau diese Themen der jungen Anwaltschaft in den Vordergrund. Hier wird nicht frontal den Teilnehmenden etwas beigebracht, vielmehr wird erarbeitet, besprochen und diskutiert. Inhaltlich geht es darum, was die Zukunft der Anwaltschaft bestimmt, ob es uns nun jeden einzeln oder alle betrifft.

Daher stand auch in diesem Jahr der Einsatz künstlicher Intelligenz auf dem Programm. Denn das Thema bleibt aktuell und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Deutlich wurde, dass wir nicht davor zurückschrecken dürfen, die Technik aktiv in unseren Arbeitsalltag zu integrieren, ihre Chancen zu nutzen und ihre Grenzen zu verstehen. Gerade vor dem Hintergrund immer weiter sinkender Ausbildungszahlen im Bereich ReFa/ReNo schließt ihr Einsatz Lücken und vereinfacht Prozesse. Man muss realistisch sein: Diese besonders ausgebildete Berufsgruppe wird nach und nach nahezu verschwinden und wir müssen uns als Anwaltschaft darauf einstellen. Fatal wäre es allerdings, einfach blind auf die Technik zu vertrauen – entscheidend ist, ihre Funktionsweise zu verstehen, zu erlernen und kritisch anzuwenden. René Fergen, Gründer der Software JUPUS, brachte es auf den Punkt: Künstliche Intelligenz ersetzt keine Anwälte – wohl aber jene, die sie nicht nutzen. Es handelt sich hier nicht um eine vorübergehende Modeerscheinung, sondern um eine weltbewegende Entwicklung – vielleicht vergleichbar mit der Etablierung des Internets, ohne dessen Nutzung die heutige anwaltliche Arbeit nicht mehr denkbar ist.

Doch das Young Lawyers Camp bot weit mehr als Informationen zu technischen Innovationen: Fachveranstaltungen gaben wertvolle Tipps für die eigene Karriere – von den Grundlagen der Selbständigkeit über den Aufbau eines eigenen Profils bis hin zu einem souveränen Auftreten. Zudem richtete sich der Blick auch auf Weiterbildungsmöglichkeiten: LL.M., Promotion, Fachanwaltstitel oder auch Mediatorenausbildung – die Palette ist breit. Welche Angebote sich für wen lohnen und worauf man achten sollte, wurde beim Camp ebenso fokussiert. Immer wieder wurde betont: Letztlich entscheidend ist die individuelle Entwicklung. Wie wichtig Authentizität dabei ist und was das für einen selbst bedeutet, wurde in großem Plenum diskutiert.

Dass ein gewisser Schwerpunkt auf der Selbständigkeit lag, machte zugleich deutlich, dass Kolleginnen und Kollegen im Anstellungsverhältnis stärker in den Blick genommen werden müssen. Ihre Themen waren beim Young Lawyers Camp 2025 nur am Rande vertreten – ein Defizit, das auch Veranstaltungen vieler Anwaltsvereine und des FORUMs regelmäßig prägt. Um wirklich alle jungen Juristinnen und Juristen zu erreichen, braucht es mehr Aufmerksamkeit für diese Berufsgruppe. Nur so können auch sie von Vernetzung und Austausch profitieren – und als neue Mitglieder gewonnen werden.

„Neben dem großartigen fachlichen Input kam auch das Netzwerken nicht zu kurz“

Neben dem großartigen fachlichen Input kam auch das Netzwerken nicht zu kurz: Junge Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Bundesrepublik nutzten die Gelegenheit, sich auszutauschen, weiterzubilden und ihre nächsten Karriereschritte zu planen. Studierende, Referendarinnen und Referendare sowie Berufsanfängerinnen und -anfänger waren gleichermaßen vertreten – und machten das Camp zu einem lebendigen Treffpunkt.

III. FAZIT UND AUSBLICK

Das Young Lawyers Camp 2025 hat nicht nur viel Freude bereitet, sondern vor allem gezeigt, wie wertvoll Austausch und Vernetzung für die junge Generation der Juristinnen und Juristen sind. Allen Kolleginnen und Kollegen, die ihre Karriere aktiv gestalten wollen, ist die Teilnahme dringend zu empfehlen. Ebenso sollten erfahrene Anwältinnen und Anwälte den Nachwuchs in ihren Kanzleien ermutigen, dieses Angebot wahrzunehmen. Denn die großen Herausforderungen der kommenden Jahre kann die Anwaltschaft nur gemeinsam bewältigen – durch Dialog, Kooperation und gegenseitige Unterstützung. Das Young Lawyers Camp bietet hierfür eine hervorragende Plattform.

Auch Düsseldorf erwies sich als idealer Austragungsort: Die modernen Locations im Medienhafen, das Flair am Rhein und die Nähe zu weiteren spannenden Städten machten das Wochenende besonders. Der Autor dieses Beitrags nutzte die Gelegenheit, um nicht nur im Anschluss an das Camp Freunde in Köln zu besuchen, sondern auch einen Abstecher ins Ruhrgebiet zu unternehmen – inklusive eines lang ersehnten Besuchs der Villa Hügel in Essen, einem eindrucksvollen Zeugnis deutscher Industriegeschichte. Ein Abstecher dorthin ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Fest steht: Das Young Lawyers Camp hat sich auch in diesem Jahr auf die drängenden Themen der jungen Anwaltschaft konzentriert und stellt die ideale Veranstaltung dar, um den eigenen Horizont zu erweitern und tolle Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Dem FORUM Junge Anwaltschaft sind noch viele produktive und glückliche Jahre zu wünschen. Es liegt in den Händen der jungen Kolleginnen und Kollegen, die Geschicke des FORUMs zu bestimmen und seine Themen weiterzutragen. Ihnen sei gesagt: Kommt vorbei – wir freuen uns auf euch!

Heft 11 | 2025 | 74. Jahrgang

  • 1
    Die hier gewählten Mehrfachnennungen beziehen sich immer zugleich auf weibliche, männliche und diverse Personen. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.