Legal Tech Kanzleipreis des DAV

Der digitale Wandel macht auch vor der anwaltlichen Arbeit nicht halt. Kanzleien setzen selbstverständlich digitale Lösungen ein und immer mehr Rechtsanwält:innen beteiligen sich an der Entwicklung technologischer Lösungen, um die Kanzleiarbeit effizienter zu gestalten. Um diese Ansätze zu fördern und Vorbilder sichtbar zu machen, hat der DAV-Vorstand auf Vorschlag der Task Force Legal Tech genannten Preis ins Leben gerufen. „Wir möchten Kolleginnen und Kollegen sowie Kanzleien motivieren, den digitalen Wandel als Chance und Bereicherung für die anwaltliche Tätigkeit wahrzunehmen“, betonte Rechtsanwältin Dr. Sylvia Ruge, Hauptgeschäftsführerin des DAV zum Start des Bewerbungsverfahrens.
Eine Jury¹Die Jurymitglieder werden vorgestellt auf: https://anwaltverein.de/de/ legal-tech-kanzleipreis aus prominenten Vertreter:innen der Anwaltschaft, der Lehre und der Zivilgesellschaft entschied über die Preisvergabe insbesondere nach den Kriterien Digitalität, Progressivität, Innovationsfähigkeit, Sicher-heit und Vertraulichkeit sowie Kreativität und Vorbildfunktion. Prämiert wurden drei Kanzleien in drei Kategorien.
Eröffnet wurde die digitale Preisverleihung mit einem Grußwort der DAV-Präsidentin, Rechtsanwältin und Notarin Edith Kindermann, die sich dafür aussprach, die Anwaltschaft in ihrer Gesamtheit gewissermaßen an die Hand zu nehmen, um die Digitalisierung für die Mandantschaft weiter voranzutreiben. Ein rücksichtvoller Umgang mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unter den Kolleg:innen sei hierfür unabdingbar.

„Die Digitalisierung durchdringt anwaltliches Arbeiten – wie alle anderen Lebensbereiche“

Die Digitalisierung durchdringt anwaltliches Arbeiten – wie alle anderen Lebensbereiche: Unter diesem Aspekt trug Rechtsanwältin Ulrike Meising vor. Sie zeigte anhand von Legal-Tech-Anwendungen auf, wie wichtig es sei, positive, die anwaltliche Berufsausübung verbessernde digitale Anwendungen zu fördern und gleichzeitig aber auch ein Verständnis für negative Trends und Entwick-lungen der Digitalisierung sowie Risiken zu entwickeln.
Darüber hinaus betonte sie, es sei aktuell eine große Herausforderung, diejenigen Anwendungen und Pro-dukte zu erkennen und zu finden, die wirklich zu einer Verbesserung des Arbeitens, der Arbeitsqualität und der Kommunikation mit der Mandantschaft beitragen können. Mit dem Satz: „Was passiert, wenn jemand eine App macht, der sich damit auskennt, erfahren Sie jetzt“, leitete die Referentin auf humorvolle Art zur Preisvergabe über.

VORBILDER FÜR DEN DIGITALEN WANDEL

Es folgte die Preisverleihung in den Kategorien „Geschäftsmodell“, „Newcomer“ und „Technologie“. Laudatoren waren die Mitglieder der Jury, Rechtsanwältin Dr. Christiane Bierekoven und Rechtsanwalt Lars Ippich.
In der Kategorie „Geschäftsmodell“ zeichnete der DAV die deutschlandweite, digitale Großkanzlei für Privatpersonen, Hopkins Rechtsanwälte mit Sitz in Berlin, aus. Die Kanzlei überzeugte die Jury mit ihrem Angebot einer integrierten Softwareplattform für die Fallabwicklung von der Mandatierung bis zur Rechnungslegung. Hopkins Rechtsanwälte ermöglicht es ihren Mandant:innen mit einer cloudbasierten App, ihren Fall rund um die Uhr auf dem Smartphone einzusehen und zu bearbeiten. Dokumente können direkt eingescannt und ein Beratungstermin direkt vereinbart werden. Die fallbearbeitenden Rechtsanwält:innen verwenden eine cloudbasierte Software, die die Mandanteninformationen in die entsprechenden Workflows automatisch integriert.
In der Kategorie „Newcomer“ zeichnete der DAV Dornkamp Rechtsanwälte aus. Die Stuttgarter Kanzlei ist tätig auf dem Bereich des IT- und Wettbewerbs-, Marken-, Handels- und Gesellschaftsrechts. Die Kanzlei bietet ein praktikables „Review & Rating Monitoring Tool“ für Internetbewertungen an, welches ihrer Mandantschaft eine erste Einschätzung anbietet, gegen welche unerwünschten Bewertungen mit Erfolgsaussicht vorgegangen werden kann. Auch mit ihrer Kanzleiphilosophie, durch den Einsatz von Legal Tech die Lebensqualität und nicht den Gewinn erhöhen zu wollen und mit dem Verzicht auf Papier und Diktate freie Zeit zu schaffen, die anders besser eingesetzt werden kann, überzeugte Dornkamp Rechtsanwälte die Jury.

„Für ein Umdenken sind Role Models und Best-Practice-Beispiele eine große Hilfe“2

In der Kategorie „Technologie“ zeichnete der DAV Tsambikakis & Partner Rechtsanwälte mbB aufgrund der über-zeugenden Eigenentwicklung einer App im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts aus. Die Tsambikakis App ist kostenfrei und bietet eine Rundumbetreuung im Falle von drohenden Durchsuchungen oder Haftsituationen, beantwortet dringende rechtliche Fragen und informiert zu Verhaltensweisen. Tritt ein Notfall ein, besteht über die Notfall-Funktion die Möglichkeit, zu jeder Zeit einen rechtlichen Beistand zu erhalten. Die App zeigt auf, dass auch in einem rechtlichen Nischenbereich erhebliches Entwicklungspotenzial für den Einsatz von Legal Tech steckt.
Der DAV hat mit dem Preis „eine Plattform geschaffen, auf der durch den kollegialen Austausch zwischen nominierten und interessierten Kolleg:innen die Grundlage für neue Ideen entstehen kann”, so das Jury-Mitglied Rechtsanwalt Volker Himmen.
Man darf schon jetzt gespannt sein, was sich in den nächsten 24 Monaten innerhalb der Anwaltschaft entwi-ckeln wird. Die nächste Bewerbungsrunde startet Anfang des Jahres 2024. Weitere Informationen hierzu finden Sie zu gegebener Zeit auf der Homepage und in der DAV-Depesche.