Warum wird man Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte?
Wie man zu diesem Beruf kommt
Zunächst einmal saß ich an meinem früheren Arbeitsplatz im selben Flur wie eine Anwaltskanzlei und es faszinierte mich, dass die dort arbeitenden (heutzutage) Kolleginnen niemals Langeweile hatten. Das faszinierte mich, da es bei mir damals anders aussah. Man wartete darauf, dass mal das Telefon klingelte, und alle paar Tage konnte man mal etwas schreiben. Für mich gab und gibt es nichts Schlimmeres als Langeweile im Job. Ich wollte auch einen Job haben, in dem immer etwas zu tun war und man sinnvoll seine Zeit verbrachte. Also machte ich ab dem Jahr 2003 eine Umschulung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten.
Sabine Czaja | Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, Liebert & Röth Rechtsanwälte
Foto: fotografa
Durch einen Zufall, eigentlich sollte sich eine Mitumschülerin vorstellen, die aber eine Stelle bei sich zu Hause um die Ecke bekam, bekam ich das Praktikum in der Kanzlei, in welcher ich noch heute arbeite. Eigentlich unter dem Aspekt, dass eine Übernahme nach Abschluss der Ausbildung nicht möglich wäre. So kann man sich irren.
„Angefangen hat alles sehr einfach. Es gab noch kein Anwaltsprogramm, die Adressen wurden in Outlook gespeichert“
Angefangen hat alles sehr einfach. Es gab noch kein Anwaltsprogramm, die Adressen wurden in Outlook gespeichert und jedes Mal musste man das Kurzrubrum in den Schriftsätzen neu schreiben. Zu einigen Lachern führte, als der Chef das Rubrum nicht vollständig diktierte, sondern nur anskizzierte, nach dem Motto: In dem Rechtsstreit dabbel, dabbel, dabbelda, und eine Praktikantin den genauen Wortlaut „dabbel, dabbel, dabbelda“ ins Kurzrubrum schrieb.
„Zu einigen Lachern führte, als der Chef das Rubrum nicht vollständig diktierte, sondern nur anskizzierte, nach dem Motto: In dem Rechtsstreit dabbel, dabbel, dabbelda, und eine Praktikantin den genauen Wortlaut ‚dabbel, dabbel, dabbelda‘ ins Kurzrubrum schrieb“
Die technische Entwicklung ging dann langsam weiter. Zunächst bekamen wir ein Anwaltsprogramm, in das sich Anwälte und ReNoFas sowie die Praktikanten gemeinsam „reinfummelten“. Dieses Miteinander war für das Arbeitsklima sehr angenehm und es machte Spaß, dem Chef auch mal zu erklären, dass bestimmte Sachen nicht so, sondern anders (richtig) gemacht würden. Dann ging es los, dass die Mandanten immer schneller mit der Post versorgt wurden, was zum Anfang eine Kopie mit „Rotzettel“ (Vordruck, Sie erhalten beigefügtes Schreiben zum …) war, die per Post versandt wurde, ist nunmehr eine taggenaue E-Mail, auf die die Mandanten (leider) innerhalb von manchmal nur drei Minuten reagieren.
„Viele Dinge, die am Anfang Anwaltssache waren, sind nunmehr in den Verantwortungsbereich der ReNoFas gelangt“
Es ist immer noch so, dass es keine Langeweile gibt, und, wenn man das Arbeiten mit den Anwälten, den Mandanten, Gerichten usw. mag, dieser Beruf sehr erfüllend ist, aber auf Grund der technischen Entwicklung (E-Mails, beA usw.) auch sehr anstrengend werden kann. Auch die Verantwortlichkeiten haben sich geändert. Viele Dinge, die am Anfang Anwaltssache waren, sind nunmehr in den Verantwortungsbereich der ReNoFas gelangt. Das Zuarbeiten (Recherchieren, leichtere Schreiben und Schriftsätze selbst verfassen) ist ein weites und spannendes Feld.
Wenn also der Anwalt mit seinen Angestellten ein gemeinsames Ziel verfolgt und dies auch den Angestellten so nahebringt, ist die Arbeit „fast“ immer sehr erfüllend und man bleibt gern dort, wo man beschäftigt ist. Was ich nach mittlerweile 20 Jahren Tätigkeit in ein und derselben Kanzlei nur bestätigen kann.