Willkommen beim Berliner Anwaltsverein!

Ein Überblick

Mit mehr als 4000 Mitgliedern ist der Berliner Anwaltsverein der größte örtliche Anwaltsverein im DAV. Seit 1853 vertritt er die beruflichen Interessen der Berliner Anwaltschaft. Ein kurzer Überblick über seine aktuellen Aktivitäten.

Christian Christiani | Rechtsanwalt | Geschäftsführer des Berliner Anwaltsvereins
Berliner Konferenz der Europäischen Rechtsanwaltschaften

FACHLICHER AUSTAUSCH: ARBEITSKREISE, FORTBILDUNG UND RECHTSPOLITIK

Mehr als 110 Veranstaltungen hat der Berliner Anwaltsverein seinen Mitgliedern in jedem der letzten Jahre angeboten – also meist mehrere Arbeitskreistreffen und Fortbildungen in der Woche. Ein Hauptvorteil des Berliner Anwaltsvereins: günstige Fortbildung und regelmäßiger fachlicher Austausch vor Ort. Die derzeit 13 Arbeitskreise des Berliner Anwaltsvereins bieten überwiegend monatliche Veranstaltungen, mit FAO-Fortbildungsbescheinigungen, kostenlos für die Mitglieder des Berliner Anwaltsvereins. Hier finden hochkarätige Vorträge, fachlicher Austausch, Rechtsprechungs-Updates und Austausch mit der Richterschaft statt – ehrenamtlich organisiert durch Kolleginnen und Kollegen, die ihre Fortbildung selbst in die Hand nehmen. Bisher im Angebot: Arbeitsrecht, Bank- und Kapitalmarktrecht, Erbrecht, Handelsund Gesellschaftsrecht, IT-Recht, Mediation, Medizinrecht, Mietrecht und WEG, Sozialrecht, Strafrecht, Verkehrsrecht, Verwaltungsrecht und Familienrecht.

Darüber hinaus bietet der Berliner Anwaltsverein hochkarätige Fortbildungsveranstaltungen an, mit Referentinnen und Referenten aus Richter-, BGH-Richter- und Anwaltschaft. Eine fest etablierte Berliner Institution ist seit nun fast zehn Jahren die Reihe „Richter- und Anwaltschaft im Dialog“, die gemeinsam von den obersten Berliner Gerichten – dem Kammergericht, OVG, LAG und LSG – und dem Berliner Anwaltsverein veranstaltet wird. Richterinnen und Richter berichten hier über ihre aktuelle höchstrichterliche (Berliner) Rechtsprechung für ein Publikum aus Anwaltschaft und Richterschaft. Rege Diskussionen über rechtliche (und manchmal auch praktisch-organisatorische) Fragen lassen sich hier außerhalb der Gerichtsverhandlung führen.

Rechtspolitische Themen stehen im Fokus der Reihe „Zuhören – Mitreden!“: Brexit – was nun?, Grundsteuer, die Berliner Debatte zur Enteignung von Wohnimmobilien, KI und Rechtspflege, Corona – hat der Rechtsstaat funktioniert?, Gefahren für den Rechtsstaat, Streit um die Wiederaufnahme rechtskräftig abgeschlossener Verfahren / § 362 Ziff. 5 StPO, Hass im Netz. Hier diskutiert nicht nur das Podium aus Rechtsanwaltschaft, Rechtswissenschaft, Politik (einschließlich dem Bundesjustizminister) und Publizistik, sondern auch das Publikum.

Die Reihe „Workshop Kanzleimanagement“ widmet sich Fragen wie KI in der Anwaltskanzlei, Steuern und Buchhaltung, Kanzleiorganisation, Haftung, RVG und Honorarberechnung, betriebswirtschaftliche Herausforderungen und Marketing. Für neu zugelassene Kolleginnen und Kollegen gibt es – 2025 zum dritten Mal – ein zusätzliches attraktives Angebot: „Berufsrecht für die anwaltliche Praxis“ – die zehn Stunden Fortbildung gem. § 43 f BRAO bekommen unsere Mitglieder bei uns kostenlos. Ein guter Anlass auch für erfahrene Kolleginnen und Kollegen, mit den neu Zugelassenen Kontakt aufzunehmen und sich zur anwaltlichen Praxis auszutauschen.

Aktuelle Termine der Arbeitskreise und Fortbildungsveranstaltungen unter www.berliner-anwaltsverein.de.

RESONANZ UND INFORMATION: DAS BERLINER ANWALTSBLATT

Natürlich ist der Berliner Anwaltsverein auf LinkedIn. Wenn Sie uns dort folgen, erfahren Sie mehr Aktuelles aus dem Berliner Anwaltsblatt und zu Terminen, unseren Veranstaltungen und Feiern. Doch unser publikatorisches Herzstück erscheint seit fast 100 Jahren und weiterhin in zehn Printausgaben pro Jahr als Magazin: Das Berliner Anwaltsblatt. Erstmals erschienen im April 1927, Schriftleiter: Dr. Hans Soldan und Dr. Ewald Friedländer.

„Das Berliner Anwaltsblatt soll nicht die Flut der Entscheidungssammlungen vermehren, auch Juristerei nur in den engsten Grenzen bringen, wenn sich‘s nicht ganz vermeiden lässt. Aber die Fragen des täglichen Berufs, die Leiden und Schwierigkeiten der Kollegen bei ihrer täglichen Arbeit sollen hier besprochen werden. Jeder ist herzlich eingeladen und gebeten, für die Berliner Kollegenschaft seinen Beitrag zu leisten.“ Diese Ermutigung des Kollegen Dr. Soldan von 1927 zur kollegialen Diskussion im Berliner Anwaltsblatt ist heute so aktuell wie damals.

„Heute erscheint das Berliner Anwaltsblatt zehnmal jährlich und ist eine der größeren juristischen Zeitschriften in Deutschland“

Heute erscheint das Berliner Anwaltsblatt zehnmal jährlich mit einer Auflage von mindestens 5000 und ist somit eine der größeren juristischen Zeitschriften in Deutschland. Online-Zugang für Mitglieder unter www.anwaltsblatt.berlin. Nichtmitglieder können einzelne Hefte, Beiträge oder ein Abo über den Erich Schmidt Verlag erwerben. Neben Fachartikeln zu aktuellen juristischen Fachthemen – oft mit Bezug zu Berlin – bietet es Berliner Rechtsprechung, Nachrichten aus der juristischen Szene in Berlin.

An ein inzwischen schon selbst historisches Forschungsprojekt und seinen Gegenstand muss erinnert werden: Ende der 1990er-Jahre initiierte (und finanzierte) der Berliner Anwaltsverein ein gewichtiges Forschungsprojekt des damals von Prof. Wolfgang Benz geleiteten Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Das bleibende Ergebnis ist die Publikation „Recht und Nationalsozialistische Herrschaft – Berliner Anwälte 1933 – 1945“ von Angelika Königseder, Deutscher AnwaltVerlag 2001.

Zuhören – Mitreden!
Berliner Konferenz der Europäischen Rechtsanwaltschaften
Herbstempfang im Naturkundemuseum

Tischkarte zum Berliner Anwaltsessen
von Max Slevogt, 1928

Berliner Anwaltsessen

RECHTSSTAAT ERKLÄREN: JUGENDPROJEKTE, SCHULBESUCHE UND SOZIALES ENGAGEMENT

Anwaltliche Kompetenz auch über den beruflichen Alltag hinaus für das Gemeinwohl zu nutzen – das hat Tradition im Berliner Anwaltsverein. Das war historisch so mit der Beratung von Veteranen des Ersten Weltkriegs. Heute werden Jugendprojekte im Berliner Anwaltsverein großgeschrieben.

Seit 2007 betreibt der Berliner Anwaltsverein die Rechtsberatung für Jugendliche mit einem eigenen Büro. Jeden Mittwochnachmittag können Jugendliche ab 16 Jahren hier eine kostenlose Rechtsberatung – auch ohne Beteiligung der Eltern – erhalten. Das Büro befindet sich jetzt im Jugendberatungshaus SOS.Mitte des SOS-Kinderdorf e. V. und dem Jugendzentrum „Zilleklub“ des Ev. Klubheim für Berufstätige e.V., ganz in der Nähe des Kriminalgerichts in Moabit.

Einen Beitrag zum Rechtsbewusstsein von Jugendlichen leistet der Berliner Anwaltsverein mit dem Projekt „Anwälte gehen in die Schule“. Anwälte berichten hier über ihre Tätigkeit, sprechen mit Jugendlichen über ihre rechtlichen Fragen, entwerfen mit ihnen das Recht für eine einsame Insel oder stellen eine Gerichtsverhandlung nach. Der Berliner Anwaltsverein vermittelt auf Anfrage den Kontakt zu Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten – auch zu speziellen Schwerpunkten wie Arbeitsrecht, Wirtschaftsrecht oder Umweltrecht. Der erste Eindruck vom Beruf der Rechtsanwältin/ des Rechtsanwalts und der/des ReNo ist wichtig auch für die Berufsorientierung.

2016 waren mehr als 3000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Berlin. Gemeinsam haben die Rechtsanwaltskammer Berlin und der Berliner Anwaltsverein die Berliner Kolleginnen und Kollegen dazu aufgerufen, ehrenamtlich Vormundschaften für diese Jugendlichen zu übernehmen. Der Aufruf stieß auf eine beträchtliche Resonanz, mehr als 900 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte meldeten sich als ehrenamtliche anwaltliche Vormünder. Viele langjährige persönliche Beziehungen haben sich daraus entwickelt, manchmal fast familiär. Der Berliner Anwaltsverein begleitete die Ehrenamtlichen durch Infoabende zum Thema Vormundschaft und durch einen ständigen Arbeitskreis zum informellen Austausch über die praktischen Fragen, die im Rahmen der Vormundschaft auftauchen.

2022 kamen dann über 60.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Berlin. Wieder unterstützte der Berliner Anwaltsverein alle, die helfen wollten, durch die kostenlosen Informationsveranstaltungen „Rechtshilfe Ukraine“ zu den Themen Aufenthaltsrecht, Schule/Ausbildung/Vormundschaft, Arbeitsaufnahme und Sozialleistungen. Mehrere hundert Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sowie Ehrenamtliche und Mitarbeitende von Hilfsorganisationen nutzen dieses Angebot.

Auch in eigener Sache sind steuer-, sozial-, insolvenz- und berufsrechtlich kompetente Kolleginnen und Kollegen aus dem Berliner Anwaltsverein ehrenamtlich engagiert. Die Beratung für Anwälte in finanziellen Schwierigkeiten bietet diskrete Gespräche und Beratung an.

ERFAHRUNG WEITERGEBEN: ANWALTSMENTORING UND IHK-SPRECHSTUNDE

Last but not least machen wir Angebote für alle, die neu im Beruf sind: die kostenlosen zehn Stunden Berufsrechtsfortbildung gem. § 43f BRAO, die für Jungmitglieder kostenlose Teilnahme am Workshop Kanzleimanagement und dann ist auch noch das FORUM Junge Anwaltschaft mit Berliner Treffen aktiv. Um von der Erfahrung von Kolleginnen und Kollegen zu profitieren, bietet das AnwaltsMentoring des Berliner Anwaltsvereins Verbindung zwischen Neustartern und alten Hasen mit viel Berufspraxis zu Themen wie Kanzleistrategie und -organisation, Gründung, Mandantenakquise.

Kontakt zwischen unseren Mitgliedern und Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern schafft unsere Kooperation mit der IHK Berlin zur „Sprechstunde Recht“. Hier bekommen Berliner Unternehmerinnen und Unternehmer mehrmals im Jahr die Gelegenheit zu einem ersten Kontakt mit Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten zu jeweils vorab festgelegten Themen (Arbeitsrecht, Insolvenzrecht, Online-Verträge u. v. m.). Das Angebot umfasst ein Online-Gespräch von bis zu einer halben Stunde mit einer Rechtsanwältin oder einem Rechtsanwalt. Das Gespräch ist kostenlos und damit ein niedrigschwelliges Angebot für Unternehmen, um ersten Kontakt zu anwaltlichen Beraterinnen und Beratern aufzu bauen.

WELCOME TO BERLIN: DIE BERLINER KONFERENZ DER EUROPÄISCHEN RECHTSANWALTSCHAFTEN

Seit 2001 richtet der Berliner Anwaltsverein jährlich im November eine internationale Anwaltskonferenz mit Gästen aus ganz Europa aus – die Berliner Konferenz der Europäischen Rechtsanwaltschaften. Hierzu treffen sich jährlich ca. 40 Gäste aus europäischen und internationalen Anwaltsvereinigungen in der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland am Pariser Platz. Auf der Agenda stehen berufsrechtliche und berufspolitische Themen: z. B. „Der Anwalt im Jahr 2025 – die Zukunft unseres Berufs“ (2015), „Chancen der KI für die Rechtspraxis! (2024), „Die Anwaltschaft als Verteidigerin der Verfassungsgerichtsbarkeit“ (2023), „Anwältinnen und Anwälte als Verteidiger der Menschenrechte“ (2022), „Rechtsanwalt – Auslaufmodell oder Traumberuf?“ (2019), „Unabhängigkeit der Justiz” (2018).

Die Berliner Konferenz wird gerahmt durch den Herbstempfang des Berliner Anwaltsvereins und das Berliner Anwaltsessen. Aus den Treffen der Berliner Kolleginnen und Kollegen und den Gästen aus ganz Europa und unserer Partnerorganisation der Seoul Bar Association entwickeln sich nicht nur gute Gespräche, sondern viele langjährige berufliche und persönliche Kontakte. Zu jeder Konferenz erscheint eine Dokumentation der Länderbeiträge, die über die Geschäftsstelle des Berliner Anwaltsvereins bezogen werden kann.

LAWYERS ONLY: DAS BERLINER ANWALTSESSEN

Das Festbankett der Berliner Anwaltschaft – das heutige Berliner Anwaltsessen – ist eine große Tradition und Institution der Berliner Anwaltschaft, der Berliner Legal Community und weit darüber hinaus. Es ist ganz klar ein Höhepunkt des (gesellschaftlichen) juristischen Kalenders.

Begonnen hat es als Festbankett der Berliner Anwaltschaft im Jahr 1928 mit selbstbewusstem Anspruch: „Wir sind der Ansicht, dass wir besonders befähigt sind, in Deutschland diejenige Rolle zu spielen, welche z. B. in England der Lord Mayor von London mit seinen Gästen seit Jahrhunderten spielt. Wir hoffen, dass ein alljährlich wiederkehrendes Anwaltsbankett sich zu dieser Bedeutung auswächst. Sein Anfang verspricht es“, so Rudolf Dix, der spätere Präsident des Deutschen Anwaltvereins in seinem Bericht über das Festbankett der Berliner Anwaltschaft im Berliner Anwaltsblatt von 1928. In der beeindruckenden Gästeliste von 1928 finden wir Namen, die bis heute nachklingen: darunter der Strafverteidiger Dr. Max Alsberg, die Familienrechtsreformerin, erste preußische Rechtsanwältin und spätere erste preußische Richterin, Dr. Marie Munk, zahlreiche Reichstagsabgeordnete, darunter Dr. Rudolf Breitscheid, Dr. Paul Levi, Dr. Marie Lüders, Reichsjustizminister Koch-Weser, und seine Exzellenz der Apostolische Nuntius Eugenio Pacelli – der spätere Papst Pius XII.

Zentraler Bestandteil dieses festlichen Abends mit Gästen aus der europäischen Anwaltschaft, Justiz und Justizpolitik ist die Dinner Speech. Einige der Rednerinnen und Redner der letzten Jahre waren die BGH-Präsidentin Bettina Limperg, die ehemaligen Bundesverfassungsrichter/innen Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Dieter Grimm, Prof. Udo di Fabio, Dr. h. c. Renate Jäger (auch Richterin am EGMR a. D. und damalige Schlichterin der Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft), Rechtsanwältin und CCBE Past President Dr. Margarete Gräfin von Galen, Rechtsanwalt Prof. Dr. Peter Raue und (der damalige) Richter am BGH Prof. Thomas Fischer. Hier gilt das gesprochene Wort – auch an den Tischen, am Dessert-Buffet und beim Ausklang an der Bar.

„Kern des Vereins sind die persönlichen Kontakte und der fachliche Austausch“

Der Termin ist (fast) beständig der 1. Freitag im November – Sie sollten sich ihn für die nächsten Jahre freihalten. Lawyers only. Und natürlich gibt es mit dem Herbstempfang, dem Empfang zur Mitgliederversammlung und – Geheimtipp – dem Autorinnen- und Autorentreffen des Berliner Anwaltsblatts auch noch weitere Treffen und Partys im Berliner Anwaltsverein. Denn Kern des Vereins sind die persönlichen Kontakte und der fachliche Austausch.

Jugendrechtsberatung in Moabit
Anwälte gehen in die Schule

Heft 06 | 2025 | 74. Jahrgang